Großübung in der Ubbo-Emmius-Klinik
Auf der Intensiv-Station der Norder Ubbo-Emmius-Klinik (UEK) werden Patienten behandelt, die sich in einem besonders schlechten Gesundheitszustand befinden. Als wenn das nicht ausreichen würde, geraten sie während ihres Klinikaufenthaltes in eine weitere lebensbedrohliche Situation, ein Brand bricht aus. Die Patienten können sich nicht alleine in Sicherheit bringen und sind dringend auf die schnelle Hilfe der Feuerwehr angewiesen. So sah die Ausgangslage einer Großübung in der UEK am 27. Oktober aus. Gegen 19 Uhr entdecken Rauchmelder den Brand auf der Intensivstation, die automatische Brandmeldeanlage des Krankenhauses schlägt Alarm und die Leitstelle Aurich alarmiert die Freiwillige Feuerwehr Norden. Schwestern und Ärzte auf der Station bestätigen, dass es tatsächlich brennt und sie nicht in der Lage sind, alle Patienten in Sicherheit zu bringen. Besondere Probleme bereiten den Bediensteten die Gerätschaften, die die Patienten versorgen und teilweise lebensnotwendig sind. Auch die Feuerwehrleute werden später noch mit dieser Aufgabe konfrontiert.
Noch während sich die Norder Feuerwehr auf der Anfahrt befindet, bekommen sie die Meldung der Leitstelle, welches Szenario ihnen bevorsteht. Aus diesem Grund wird für die Norder Wehr, inklusive dem vierten Zug in Leybuchtpolder, Großalarm ausgelöst, auch das Deutsche Rote Kreuz wird angefordert. Zeitgleich wird ein realer Einsatz gemeldet, schwerer Verkehrsunfall in Südarle, der Rüstwagen muss von der Übung abgezogen werden.
Zugführer Dirk Bünting ist die erste Führungskraft am Übungsort und begibt sich auf Erkundung. Patienten und Mitarbeiter anderer Stationen kommen ihm flüchtend entgegen und berichten über eine starke Rauchentwicklung. Nachdem Bünting die Intensivstation, die Station 7 wurde hierzu umfunktioniert, erreicht hat und die Aussagen bestätigen kann, wird zuerst die Menschenrettung veranlasst. Die Alarmstufe wird noch einmal erhöht und die Ortsfeuerwehren Hage und Lütetsburg sowie das Technische Hilfswerk aus Norden werden nachalarmiert. Nahezu 120 Einsatzkräfte werden somit zur Einsatzstelle in der Osterstraße beordert. Derweil dringen Atemschutzgeräteträger in die fiktiv verrauchte Station ein und versuchen die „Patienten“ zu retten. Um den Hauch einer Überlebenschance zu nutzen, bleibt ihnen nichts anderes als die Opfer von ihren Geräten zu trennen und durch ein Nottreppenhaus in Sicherheit zu tragen. Draußen angekommen übernimmt medizinisches Personal des Krankenhauses und des Rettungsdienstes, unter der Leitung vom Leitenden Notarzt Dr. Bredtmann, die Versorgung der Patienten. Schnellstens müssen Ersatzgeräte und Medikamente her um die lebensnotwendige Versorgung wieder herzustellen. Insgesamt müssen auf diese Weise 16 Personen gerettet und betreut werden.
Parallel zu der Rettung wird vom nahe gelegenen Galgentief eine Wasserversorgung aufgebaut, das Gelände wird ausgeleuchtet und eine Technische Einsatzleitung (TEL) wird in den Hallen des Rettungsdienstes eingerichtet. Sie übernimmt die Koordination des Großeinsatzes und ist das Bindeglied zur Rettungsleitstelle in Aurich. Sie versucht, Transportkapazitäten, wie beispielsweise Krankentransportfahrzeuge oder Rettungshubschrauber, zu organisieren, ebenfalls werden weiter entfernte Krankenhäuser angerufen und deren Aufnahmekapazitäten abgefragt.
Die Lage spitzt sich derweil zu. Die extreme Rauchentwicklung dringt auch in die geschlossene psychiatrische Abteilung der UEK ein, dort bricht Panik aus und die Pfleger entscheiden sich für die Öffnung aller Ausgänge. Die teilweise suizidgefährdeten Patienten können nun ungehindert das Gebäude verlassen und flüchten vom Gelände. Suchtrupps werden nun zusammengestellt und das weitläufige Gelände um das Krankenhaus wird abgesucht. Hier kommt auch das Mehrzweckboot der Feuerwehr zum Einsatz. An dieser Stelle kommt die Feuerwehr nun in materielle Engpässe. Für die Suche in der Dunkelheit wird eine Wärmebildkamera benötigt. Zwar verfügt die Norder Wehr über solch ein Gerät, jedoch wird dieses im Gebäude zur Suche nach Verletzten und dem Brandherd benötigt. Auch die Einsatzleitung könnte die Kamera gut gebrauchen, um von außen die Brandausbreitung nachzuverfolgen. Die TEL fordert eine weitere Kamera nach, aber die nächste ist erst in Canum in der Gemeinde Krummhörn stationiert und braucht etwa 30 Minuten bis sie an der Einsatzstelle ist. Nachdem alle „Verletzten“ gerettet und alle „Vermissten“ wieder aufgefunden wurden, läutet die Übungsleitung um Stadtbrandmeister Karl Kettler und seinem Stellvertreter Dieter Stellmacher das Übungsende ein.
Im Anschluss treffen sich alle Beteiligten im Hilfeleistungszentrum zur Übungsnachbesprechung. Die Klinikleitung sowie die Führungen von Feuerwehr, THW und DRK ziehen ein durchweg positives, wenn auch kritisches Fazit. Allen ist klar, dass solch ein Szenario weitaus mehr Rettungskräfte bedarf um Herr der Lage zu werden. Karl Kettler war sich sicher, dass im Ernstfall auch Feuerwehren aus den Gemeinden Brookmerland und Krummhörn benötigt würden. Auch gestand er Probleme in der Kommunikationstechnik ein, „es gibt zu viele alte Funkgeräte und zu viele verschiedene Modelle im Bestand, hier muss eine Verbesserung herbeigeführt werden“.
In naher Zukunft will man sich nochmal mit allen Führungskräften der Hilfsorganisationen sowie der Klinikleitung und des Landkreises als Betreiber des Rettungsdienstes an einen Tisch setzen und die Übung ausführlich nachbesprechen.