Frühjahrsübung im Hotel Reichshof
Am Dienstagabend ist die Freiwillige Feuerwehr Norden zu ihrer traditionellen Frühjahrsübung ausgerückt. Um 19.30 Uhr erreichten mehrere aufgeregte Anrufe die Rettungsleitstelle in Aurich und berichteten von einem Brand in dem Hotel am Neuen Weg. Zeitgleich meldete sich dort auch die automatische Brandmeldeanlage des Hauses. Für die Norder Wehr Großalarm ausgelöst, ebenso für das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Vor Ort angekommen hatten die über 100 Rettungskräfte aller Hand zu tun. Besonders schwierig war es sich anfangs einen Überblick zu verschaffen. Das Hotel besteht aus mehreren historischen Gebäuden, die eng aneinander stehen und teilweise miteinander verbunden sind. Die Fahrzeugaufstellung war ebenfalls eine Herausforderung für sich. Die schmale Fußgängerzone sowie die enge Doornkaatlohne hinter dem Hotel bieten wenig Raum für die Großfahrzeuge der Wehr. Stadtbrandmeister Karl Kettler stuft dieses Objekt als „sehr schwierig“ ein.
Die Übungslage sah einen offenen Dachstuhlbrand über dem großen Saal des Betriebes vor. Dort ist eine Photovoltaik installiert, was die Aufgabenstellung nicht einfacher machte. Teile des Daches stürzten herab und machten die Lohne zwischen dem Haupthaus und der Kornkammer unpassierbar. Der Brandmeister Werner Stellmacher sowie die beiden Hauptlöschmeister Thomas Kettler und Norbert Krüger hatten für ihre Kameraden aber noch mehr Herausforderungen vorbereitet. So mussten aus den Gästehäusern mehrere „Verletzte“ gerettet werden, darunter auch zwei Rollstuhlfahrer. Die „Opfer“ wurden von der Jugendfeuerwehr gespielt und vom DRK entsprechend geschminkt, so dass die „Verletzungen“ äußerst realitistisch aussahen.
Hauptaufgabenstellung neben der Menschenrettung war der Schutz der umliegenden Gebäude. Die dichte Bebauung begünstigt eine schnelle Brandausbreitung enorm und kann im Ernstfall nur mit einem massiven Wassereinsatz verhindert werden. So geschah es auch beim Brand der Drogerie Nehus im Sommer 2000 während des Stadtfestes. Die damalige Einsatzstelle grenzte direkt an den Reichshof. Damals kamen neben der gesamten Norder Wehr auch die Ortsfeuerwehr Hage und die Drehleitern aus Aurich und Emden zum Einsatz. Dies wurde bei der Übung nur auf dem Papier angenommen. Die Riegelstellung zum Objektschutz mussten die Norder Wehrmitglieder aber tatsächlich aufbauen. Hier erwies sich das Galgentief als wichtigste Wasserentnahmestelle.
Während der Übung wurden bei den Einsatzkräften als auch den Besitzern des Hotels, der Familie Franke, böse Erinnerungen wach. Im Dezember 2005 war das Restaurant des Hotels einem Großbrand zum Opfer gefallen. Damals konnten 20 Hotelgäste in der Nacht, teilweise nur mit Hilfe von der Feuerwehr, aus dem Gebäude gerettet werden.
Bei der Übungsnachbesprechung im großen Saal des Reichshofs monierte Thomas Kettler das Fehlen eines Feuerwehreinsatzplanes. Dieser hätte der Feuerwehr schnellstmöglich die wichtigsten Informationen geliefert. Auch fiel auf, dass sich mehrere Unterflurhydranten nicht öffnen ließen. Des Weiteren wurde das Problem der Löschwasserrückhaltung erörtert. Der Umweltschutz rückt bei Großbränden immer mehr in den Fokus der Behörden und der Öffentlichkeit. Kontaminiertes Löschwasser muss gegebenenfalls aufgefangen und später fachgerecht entsorgt werden. Wieder einmal mehr wurde deutlich, dass die Norder Altstadt entlang des Neuen Weg die Feuerwehr im Ernstfall vor große Probleme stellt und die Situation durch zahlreiche Umbauten immer schwieriger wird, so das Fazit nach der Großübung von Thomas Kettler.