6. AGT-Praxistag 2014
Der vergangene Sonnabend stand bei der Freiwilligen Feuerwehr Norden ganz im Zeichen der Fortbildung. Den ganzen Tag übten Atemschutzgeräteträger (AGT) auf dem Gelände des alten Feuerwehrhauses in der Klosterstraße. Nun zum sechsten Mal fand der Praxistag für AGT in Norden statt.
An insgesamt vier Stationen konnten 21 Feuerwehrfrauen und – männer verschiedene Themen üben und unterschiedliche Vorgehensweisen ausprobieren. Wie auch in den Vorjahren gesellten sich auch ein paar Gäste anderer Feuerwehren unter die Teilnehmer. Diesmal waren Vertreter aus Haxtum und Wiesmoor (Kreis Aurich) sowie Vockenhausen (Hessen) dabei.
Nordens Atemschutzbeauftragter Aike Hausberg hatte sich hier mit drei weiteren Trainern einiges einfallen lassen. Hausberg selber trainierte an seiner Station das Absuchen großer verqualmter Räume nach vermissten Personen und deren Rettung. Bei vollständiger Sichteinschränkung ist das Vorankommen auf Knien nur sehr langsam möglich, dabei arbeitet die verbleibende Zeit für die Rettung der Opfer gegen sie. Jeder gefundene Gegenstand muss durch tasten identifiziert werden. Ebenso müssen Gefahrenstellen erkannt und beseitigt werden. Wird eine Person im Rauch gefunden, so muss diese schnellstmöglich in einen rauchfreien Bereich gebracht werden. Eine schweißtreibende Aufgabe.
Hans-Jörg Stellmacher von der Feuerwehr Korntal-Münchingen (Baden-Württemberg) hatte sich der Vornahme von Schlauchleitungen in engen Treppenhäusern gewidmet. Der Schwabe ist in Norden kein unbekannter. Von Anfang an ist er als Trainer bei den Norder AGT-Praxistagen dabei. Die Teilnehmer mussten bei ihm Schlauchleitungen in den Keller und bis ins vierte Obergeschoss zur angenommenen Brandbekämpfung aufbauen. Mit einfachen Handgriffen konnte man hier viel Zeit und Kraft sparen.
An der dritten Station hatte Alexander Seiffen aus Vockenhausen die Verhinderung von ungewollter Rauchausbreitung sowie die Vornahme eines sogenannten Schlauchpaketes auf die Agenda geschrieben. Das Schlauchpaket ist ein 30 Meter langer Schlauch mit angekuppeltem Strahlrohr, der es ermöglicht auf engsten Raum eine für einen Wohnungsbrand ausreichende Schlauchreserve schneckenförmig vor der Wohnungstür druckbeaufschlagt vorzubereiten. Der vorgehende Angriffstrupp kann den Schlauch dann alleine in die Brandwohnung ziehen. Das spart Personal und schafft Sicherheit. Diese Hilfsmittelform ist seit kurzem bei der Norder Wehr im Einsatz. In Beschaffung ist ein mobiler Rauchverschluss. Mit diesem kann die Eingangstür zu einem verrauchten Bereich mit einem feuerfesten Vorhang zugehangen werden. So wird eine Rauchausbreitung beim Öffnen der Tür weitestgehend verhindert. Dadurch bleiben Flucht- und Angriffswege weiterhin ohne Atemschutz begehbar. Außerdem können so Rauchschäden erheblich vermieden werden. Auch dieses Gerät stand am Sonnabend zur Verfügung, so dass die Übenden sich mit dem Gerät vertraut machen konnten.
Die Rettung in Not geratener Träger von Chemikalienschutzanzügen (CSA) sowie das richtige Verhalten in solchen einem Schutzanzug standen an der vierten Station bei Thomas Weege von der Norder Wehr auf dem Trainingsplan. Die Atemschutzgeräteträger konnten sich mit ihren Schutzanzügen in ein Wasserbecken legen und dort einen Sturz in ein Schwimmbad simulieren. So erfuhren die Träger, dass es zwar sehr unkomfortabel ist damit sich im Wasser aufzuhalten, aber dennoch sicher ist. Auch erfuhren sie wie schwer es ist, einen bewusstlosen Schutzanzugträger, der mit seiner Ausrüstung leicht 120 Kilogramm und mehr wiegen kann, aus dem Gefahrenbereich zu tragen. Die dicken Gummihandschuhe des CSA vernichten jedes Fingerspitzengefühl.
Nach einem insgesamt zehn stündigen Trainingstag waren alle getragen Schutzkleidungen vollkommen durchgeschwitzt. Deren Träger waren aber hoch zufrieden wieder etwas dazugelernt zu haben. Alexander Seiffen, der erstmalig in Norden ausbildete, war ebenfalls so begeistert, dass er gleich seine Unterstützung für den nächsten Trainingstag anbot. Neben den abwechslungsreichen Übungsinhalten schätzen Teilnehmer als auch Ausbilder den Austausch mit den Kameradinnen und Kameraden aus den verschiedenen Feuerwehren. Der Blick über den eigenen Tellerrand bereichert das eigene Wissen ungemein, so die Erkenntnis der Feuerwehrleute. Wie wichtig die intensive Aus- und Fortbildung von AGT ist, bewies sich gleich am nächsten Tag. Die Norder Feuerwehr musste am Sonntag zu einem Kellerbrand ausrücken und dabei neben einer schwierigen Brandbekämpfung auch die Rettung von zwei Erwachsenen durchführen. Bei diesem Einsatz wurde von der Einsatzkräften vieles abverlangt, was sie am Tag zuvor intensiv geübt hatten.