Bier und Fußball wichtiger als Feueralarm
Bei den Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr Norden stieg am Samstagabend der Blutdruck gehörig an. Grund dafür war aber kein Großbrand, sondern das Fehlverhalten von Personal und Gästen einer Norddeicher Freizeiteinrichtung. Um 19 Uhr hatte dort die automatische Brandmeldeanlage des Objektes Alarm ausgelöst, worauf die Alarmierung der Norder Feuerwehr erfolgte.
Während die Feuerwehrleute den Einsatzort anfuhren, meldete sich eine Mitarbeiterin des Betriebes auf der Rettungsleitstelle und bestellte die Feuerwehr ab, da es sich um einen Fehlalarm handeln würde. Die Angaben der Anruferin klangen aber nicht sehr schlüssig und daher fuhr die Feuerwehr doch noch an.
Vor Ort zeigte die Anlage als Auslösebereich die benachbarte Bowlingbahn an. Den Weg dorthin musste sich die Einsatzkräfte durch eine mehr als prall gefüllte Kneipe bahnen in der gerade ein Spiel der Bundesliga im Fernsehen lief. Mehrere Gäste amüsierten sich schnell über das Erscheinen der Feuerwehr und gaben flapsige Bemerkungen von sich. Einige von ihnen befürchteten auch, dass sie einen wichtigen Teil des Fußballspiels verpassen könnten. Sie forderten die Feuerwehrmänner daher auf aus dem Blickfeld zu gehen.
Auf der Bowlingbahn spielte ebenfalls unbehelligt ein Elternpaar mit ihren Kindern das amerikanische Kegelspiel. Im Maschinenbereich der Bowlingbahn stellten die Einsatzkräfte dann schnell fest, dass es sich definitiv um keinen Fehlalarm handeln würde. Leicht nebeliger Rauch und der markante Geruch von verschmorter Elektronik lagen dort in der Luft. Die genaue Herkunft konnte aber zunächst nicht lokalisiert werden. Das Kneipenpersonal hatte der Feuerwehr zwischenzeitlich den Rücken gekehrt, um sich weiter dem Kneipenbetrieb zu widmen. Den beiden stellvertretenden Stadtbrandmeistern Thomas Kettler und Thomas Weege platzte da förmlich der Kragen ihrer Einsatzjacken. Als einer von ihnen dann lautstark in der Kneipe nach dem Personal rief, bemerkten einige Gäste, dass das Ganze eventuell doch nicht so spaßig ist wie es ihnen zuvor anmutete. Diese Gedanken waren dann jedoch schnell verflogen, als im Fernsehen der nächste Torangriff startete. Gemeinsam mit dem Personal wurde die Bowlingbahn dann außer Betrieb genommen und mit einer Wärmebildkamera abgesucht. Rauch und Geruch verzogen sich währenddessen allmählich. Nach einiger Suche stieß die Feuerwehr auf einen Computer, der für die Steuerung der Anlage zuständig war. Von ihm ging eindeutig der beißende Geruch aus. Der Computer wurde ausgebaut und ins Freie gebracht. Bevor die Feuerwehr wieder abrückte, bekamen die Mitarbeiterinnen der Freizeiteinrichtung noch ein paar deutliche Worte zu ihrem gefährlichen Verhalten gesagt.
In letzter Zeit häuft sich dieses Fehlverhalten in einigen Norder Betrieben mit Brandmeldeanlage, in der Regel bei denen mit einer einer hohen Quote von Fehl- und Täuschungsalarmen. Das Personal stumpft ab und läuft, wenn überhaupt, dort im Alarmfall einmal schnell durch das Gebäude und wirft einen flüchtigen Blick in die wichtigsten Räume. Eine vollständige Erkundung bleibt meist aus und die Feuerwehr wird vorschnell abbestellt. Konsequent geräumt werden nur die wenigsten Gebäude. Das dieses Verhalten leichtsinnig ist und Menschenleben gefährden kann, ist den Beteiligten oft nicht bewusst oder wird leichtfertig ignoriert.