Praxissemniar „Einsätze mit Bussen“
Busse unterscheiden sich von anderen Kraftfahrzeugen grundlegend. Das gilt für die Bauweise als auch für die Anzahl der mitfahrenden Personen. Einsätze mit solchen Fahrzeugen stellen die Einsatzkräfte daher auch vor besondere Herausforderungen. Dies hat die Freiwillige Feuerwehr Norden in der Vergangenheit bereits des Öfteren erlebt. Brände, Unfälle und auch medizinische Notfälle mit der Beteiligung von Bussen mussten die Norder bereits gemeinsam mit anderen Einsatzkräften abarbeiten.
Ein gemeinsames Praxisseminar zum Thema „Einsätze mit Bussen“ haben die Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) aus Norden am Sonnabend beim Hilfeleistungszentrum durchgeführt. Unterstützung bekamen die Einsatzkräfte dabei von der Weser-Ems Busverkehr GmbH und der Norder Polizei. Das Busunternehmen stellte einen ihrer Linienbusse für praktische Übungen sowie zwei Trainer zur Verfügung. Polizist Ingo Bieneck referierte zunächst über die Anspruchnahme von Sonder- und Wegerechten sowie die Nutzung von Blaulicht und Martinshorn bei Einsatzfahrten. Joachim Wasilewski von Weser-Ems-Bus stellte danach in seinem Vortrag zunächst unterschiedliche Konstruktionsweisen, Fahrzeugkomponenten und Sicherheitseinrichtungen von Reise- und Linienbussen vor. Weiterhin berichtete er von seinen Erfahrungen, wenn ein Fahrzeug aus der Weser-Ems-Bus-Flotte in einen Unfall verwickelt war. Bevor es zum Praxisteil auf dem Hof ging, erinnerte Feuerwehrmann und Rettungsassistent Robert Odametey an die Ordnung des Raumes an einer Unfallstelle. Hierbei ging es um die Fahrzeugaufstellung als auch um die Einteilung verschiedener Arbeitsbereiche.
Im Praxisteil konnten die Einsatzkräfte den bereitgestellten Linienbus aus nächster Nähe betrachten und verschiedene Sicherheitseinrichtungen austesten. Dazu zählte das Öffnen verschlossener Türen per Notentriegelung von außen als auch das Öffnen der Notausstiege über das Dach. Joachim Wasilewski und sein Kollege Johann Bokker standen allen neugierigen Fragen Rede und Antwort und ließen sich im Gegenzug die Rettungsgeräte von Feuerwehr und Rettungsdienst erklären.
Als besonders schwierig gestalteten sich die Versuche „Unfallopfer“ aus dem Bus zu transportieren. „Viel Platz haben wir hier wenig“, brachte es Feuerwehrmann Frank Wäcken dabei mit Schweiß auf der Stirn auf den Punkt. Mit unterschiedlichen Tragentypen versuchte man die von der Jugendfeuerwehr dargestellten „Unfallopfer“ aus dem Bus zu bekommen. Schnell war klar, dass das ein Kraftakt ist. Wenn das Fahrzeug nach einem Unfall auch noch deformiert oder in Schräglage geraten ist, dann sind die Befreiung und der Transport von Unfallopfern eine Mammutaufgabe. Eine weitere Mammutaufgabe, speziell für den Rettungsdienst und das DRK, wäre die Behandlung der vielen möglichen Opfer an der Unfallstelle sowie deren Abtransport in Krankenhäuser. In solch einem Linienbus können schließlich rundweg 80 Personen transportiert werden. Viele von ihnen stehen während der Fahrt, wodurch gerade sie bei einem Unfall sehr gefährdet wären.
Als die Frage auftauchte, wie man in einen Bus gelangt wenn er beispielsweise in einen tiefen Graben oder einen Kanal geraten ist und die Türen blockiert und auch die Fensterscheiben durch die Uferböschung verdeckt sind, wurde die Feuerwehrleute kreativ und starteten die nächsten Versuche. Als erstes probte man den Einstieg aus dem Drehleiterkorb durch die Dachluke des Busses ins Innere. Danach seilte sich ein Feuerwehrmann am Kran des Rüstwagens hängend durch einen Noteinstieg ab und kam so ans Ziel. Nach fast sechs Stunden Fortbildung waren alle Teilnehmer um viele Erfahrungen reicher. Matthias Rieken von der Norder Wehr hatte die Veranstaltung organisiert und bedankte sich besonders bei den Trainern von Weser-Ems-Bus dafür, dass die Retter nahezu alles ausprobieren durften. „Wenn man einmal etwas selbst angefasst und ausprobiert hat, dann lernt man es am besten“, so Rieken zum Abschluss.