Fortbildung Unfallrettung
Die Befreiung verunfallter Fahrzeuginsassen zählt zu den anspruchsvollsten Aufgaben im Feuerwehreinsatzdienst. Die Automobilhersteller entwickeln ihre Produkte immer weiter und verbessern den Insassenschutz kontinuierlich. Neben aktiven Systemen wie Airbags, Fahrerassistenz- und Rückhaltesystemen haben passive Schutzsysteme einen ebenso hohen Stellenwert. Karosserieteile und Aufprallschutze werden aus besonders hochfesten Stählen sowie zunehmend aus Spezialwerkstoffen gefertigt. Unweigerlich bekommen dies auch die Rettungskräfte nach schweren Unfällen zu spüren.
Zwar werden heutzutage weniger Unfallopfer in den Wracks eingeklemmt, dafür jedoch mehr Insassen nach einem Unfall eingeschlossen. Geschehen Unfälle bei hoher Geschwindigkeit, so überfordert dies die Sicherheitssysteme und die Unfallopfer werden dann massivst eingeklemmt. Die Feuerwehren müssen dann mit verschiedenen Rettungsgeräten versuchen die Unfallopfer zu befreien. Hierbei steht eine möglichst schonende Rettung im Fokus, um den Verletzten nicht noch weitere Schäden zuzufügen. Die Hersteller von derartigen Rettungsgeräten eifern der Automobilindustrie hinterher und entwickeln immer leistungsstärkere Geräte. Die Entwicklung ist auf beiden Seiten rasant. Weitere Herausforderungen sind alternative Antriebskonzepte wie Elektro-, Hybrid- oder Wasserstoffantriebe. Für die Einsatzkräfte ist es nur schwer, dieser Entwicklung Schritt zu halten.
Um auf dem Stand der Dinge zu bleiben, hat die Freiwillige Feuerwehr Norden am vergangenen Sonnabend eine Fortbildung zur „Patientenschonenden Unfallrettung“ veranstaltet. 23 Einsatzkräfte wurden den ganzen Tag lang von zwei Instruktoren der Firma Weber Rescue Systems geschult.
Da bei der Norder Wehr Ersatz- und Neubeschaffungen von hydraulischen Rettungsgeräten wie Schere, Spreizer, Zylindern und Motoraggregaten anstehen, wurde die Fortbildung auch zum Test aktueller Gerätegenrationen genutzt. Hierzu reiste neben Weber auch die Firma Lukas mit einem Auszug ihrer aktuellen Produktpalette an. Nach einem ausführlichen Theorieteil, bei dem die Grundlagen der Unfallrettung aufgefrischt wurden, konnte die Geräte beider Hersteller in der Praxis erprobt werden. Besonders interessiert waren die Einsatzkräfte an Geräten mit Akkutechnologie und nutzten die Gelegenheit zum direkten Vergleich.
Die beiden Instruktoren stellten mit zwei Unfallwagen verschiedene Szenarien nach und gaben den Feuerwehrleuten wichtige und sinnvolle Tipps zum taktischen und technischen Vorgehen. Neben Schnitt- und Spreiztechniken zeigten die Ausbilder auch immer wieder simple Handgriffe, die die Arbeit erleichtern. Wichtig war es auch, ein Zeitgefühl für einzelne Maßnahmen zu bekommen. So schonend eine Rettung auch erfolgen soll, muss die Uhr immer Auge behalten werden. Manchen Patienten bleibt aufgrund ihrer erlittenen lebensbedrohlichen Verletzungen schlichtweg keine Zeit für eine behutsame und zeitaufwendige Befreiung. Dann muss man wissen, welche Methode schnell und effektiv ist.
Nach rund drei Stunden standen die Übungsfahrzeuge total zerlegt auf dem Hof der Norder Wehr, umrahmt von zufriedenen Gesichtern der Übenden. Alle Teilnehmer waren mit dem Verlauf des Tages äußerst zufriedenen und zuversichtlich das erlernte Wissen zukünftig einzusetzen.