135. Jahresdienstversammlung
Viele Gäste aus Politik und Verwaltung, von der Feuerwehr und vielen befreundeten Hilfsorganisationen und Vereinen konnte Stadtbrandmeister Thomas Kettler auf der 135. Jahresdienstversammlung der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Norden am Freitagabend im voll besetzten großen Saal im Hotel Reichshof begrüßen.
Kettler nannte in seinem Jahresbericht für 2022 eine Zahl von Einsätzen die bis dato unvorstellbar schien. Waren es für die vergangenen Jahre durchschnittlich 360 Einsätze die die Kameradinnen und Kameraden der Einsatzabteilung abarbeiten mussten, so waren es im Berichtsjahr 2022 506 Einsätze die gefahren wurden. Das bedeutet dass die Norder Wehr im Schnitt 1,4 Mal am Tag unterwegs war um Menschen Hilfe zu leisten, den Rettungsdienst und die Polizei zu unterstützen oder Gefahren für die Umwelt abzuwehren. Auch Tage an denen die Wehr fünf oder sechs Mal alarmiert wird sind keine Seltenheit mehr.
Das ganze Jahr über wurde wieder die ganze Bandbreite an Einsätzen abgearbeitet, Flächen- und PKW-Brände, Baumbeseitigungen, Personensuchen, Verkehrsunfälle. Der Stadtbrandmeister nannte zunächst einige Überschriften, berichtete dann ausführlich über einige Einsätze, die die Wehr wieder besonders forderten: Im Januar zwei Sturm- bzw. Orkantiefs „Ylenia“ und „Zeynep„, hier wurden an mehreren Tagen insgesamt 106 Einsätze abgearbeitet. Am 21. Januar trat aufgrund der anhaltenden Regenfälle das Große Meer über die Ufer. Am 13. Juli musste bei einer besonderen Tierrettung ein Schwein aus einer Notlage befreit werden. Am 16. September ein Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person in Westermarsch und kurze Zeit später an fast gleicher Stelle eine Tierrettung. Am 29. Oktober ein Zimmerbrand in der Ubbo-Emmius-Klinik mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften.
Aber auch die Kameradschaftspflege kam nicht zu kurz. Ende Juni ging es für insgesamt 35 Kameradinnen und Kameraden auf „Klassenfahrt“. Ziel war die Messe Interschutz in Hannover die bereits Corona bedingt die letzten beiden Jahre abgesagt werden musste. Das Organisationsteam um den Kameraden Erich Kleen hatte sich einiges einfallen lassen, neben dem Besuch der Messe kam auch der kameradschaftliche Teil nicht zu kurz.
Veranstaltungshöhepunkt im Berichtsjahr 2022 waren die 10. Norddeicher Feuerwehrtage vom 29.-31. Juli. Das Organisationsteam hatte ein umfangreiches Programm ausgearbeitet um auf der Drachenwiese über 40.000 Besucher zu begeistern. Hier ging der Dank von Stadtbrandmeister Thomas Kettler ausdrücklich nochmal an alle Sponsoren, Unterstützer und Helfer die diese Veranstaltung wieder zu einem großen Erfolg machten.
Die Gesamtzahl aller Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Norden sank leicht auf 383. In der Einsatzabteilung versehen z. Z. 136 Frauen und Männer ihren Dienst für die Allgemeinheit. Der Altersdurchschnitt liegt bei den Frauen bei 31, bei den Männern bei 35 Jahren. Kettler betonte dass die Freiwillige Feuerwehr Norden personell noch gut aufgestellt sei, jedoch müsste man die schrumpfenden Mitgliederzahlen unbedingt im Blick behalten. Gemeinsam mit Politik und Verwaltung der Stadt Norden müsse man an zwei Faktoren arbeiten die für diese rückläufige Entwicklung verantwortlich sind, die Wohnungssituation und das Angebot an Arbeitsplätzen. Beides sind Themen die nicht immer für einen Verbleib junger Menschen in Norden sprechen. Für die Feuerwehr sei der Wegzug von Mitgliedern ein Ausschlusskriterium. Der Stadtbrandmeister hatte eine Grafik vorbereitet die zeigte dass der Mitgliederbestand ohne Kompensation bis zum Jahre 2040 auf unter 60 sinken würde. Er richtete einen dringenden Appell an Politik und Verwaltung dem entgegenzuwirken und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, etwa mit Baugrundstücken in räumlicher Nähe zum Hilfeleistungszentrum und Bonussystemen für aktive Mitglieder.
Auch die Neuwahl der Wehrführung stand im Berichtsjahr auf der Tagesordnung, Stadtbrandmeister Thomas Kettler und sein Vertreter Thomas Weege wurden für eine zweite Amtsperiode gewählt und am 1. Dezember vom Ersten Stadtrat Marcus Aukskel für die nächsten sechs Jahre vereidigt.
Neben der Einsatzabteilung haben natürlich auch die anderen Abteilungen der Norder Wehr unzählige Stunden in ehrenamtliche Arbeit investiert:
Stadtjugendfeuerwehrwart Daniel Blankenhagen konnte für die beiden Nachwuchsabteilungen der Norder Wehr in seinem umfangreichen Jahresbericht über ein Jahr berichten, in dem man das Schneckenhaus nach dem Endstadium der Pandemie wieder vorsichtig verlassen und zum Ende des Jahres fast wieder von Normalität sprechen konnte. Viele Aktivitäten und Aktionen konnten im Berichtsjahr wieder stattfinden. Für die Jugendfeuerwehr wären hier beispielsweise zu nennen die Auszeichnung von vier Mitglieder mit der Leistungsspange, der „Königsdisziplin“ der Deutschen Jugendfeuerwehr und die Teilnahme am Bundeswettbewerb auf Kreisebene in Wiesmoor mit einem hervorragenden 3. Platz und damit die Qualifikation für den Wettbewerb auf Bezirksebene in Lingen mit einem 19. Platz. Auch am Kreisjugendfeuerwehrtag in Ihlow nahm die Jugendfeuerwehr teil. Statt eines Zeltlagers besuchten die Jugendlichen mit ihren Betreuern den Freizeitpark Schloss Dankern an einem Wochenende. Bei der Kinderfeuerwehr waren die Unterstützung beim Maibaum auf dem Norder Marktplatz, der Besuch der Kooperativen Regionalleitstelle in Wittmund und die Brandflohabnahme von acht Kindern in der Krummhörn nur einige Höhepunkte. Daniel Blankenhagen gab noch einen kurzen Ausblick auf das Jahr 2023 mit der Ausrichtung des Bundeswettbewerbes auf Landkreisebene in Norden, Planung des beliebten Flohmarktes und Teilnahme am Kreiszeltlager.
Das Stadtorchester Feuerwehr Norden mit seinen 147 Mitgliedern hat trotz weiterer bestehender Corona-Einschränkungen im Berichtsjahr wieder viele Proben, Auftritte und Veranstaltungen durchgeführt. Im Mai startete die Konzertsaison in den Fahrzeughallen am Hilfeleistungszentrum. Im Juli trat das Große Orchester mit großem logistischen Aufwand in der Gartenhalle des neuen toom-Baumarkts auf. Auch auf den 10. Norddeicher Feuerwehrtagen war das Stadtorchester selbstverständlich vertreten. Zur Weihnachtszeit bereicherte das Stadtorchester bei der Lütetsburger Weihnacht die Veranstaltung. Das persönliche Highlight des Stadtbrandmeisters war für ihn das Adventskonzert in der katholischen Kirche am letzten Adventswochenende.
Für die Oldie-Gruppe rund um den Kommandanten Wilhelm Schmeding waren die letzten Jahre sehr turbulent. Es drehte sich alles um den Neubau der Mehrzweckhalle auf dem Gelände des Hilfeleistungszentrums welche im Berichtsjahr fertiggestellt wurde. Mittlerweile sind die meisten Gerätschaften dort eingezogen und die offizielle Einweihung ist im Frühjahr 2023 geplant. Stadtbrandmeister Thomas Kettler richtete sich in diesem Zusammenhang nochmal ausdrücklich mit einem Dank an Politik und Verwaltung für die Umsetzung dieses Projektes. Für die Freiwillige Feuerwehr Norden sei es unheimlich wichtig dass jetzt alle Abteilungen in Norden an einem Standort sind.
45 Kameraden halten der Ehrenabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Norden die Treue und unterstützen die anderen Abteilung in verschiedenen Bereichen. Nach zwei Corona-Jahren konnte endlich wieder der so beliebte Nikolausnachmittag für die Ehrenkameraden und deren Angehörige durchgeführt werden. Dieser fand an einem Samstagnachmittag im Dezember statt und wurde sehr gut angenommen.
In seiner Vorschau auf das Jahr 2023 nannte Stadtbrandmeister Thomas Kettler einige Punkte die die Norder Wehr beschäftigen werden. Es soll das Projekt „Mitgliedergewinnung 150+“ gestartet werden mit dem Ziel die Einsatzabteilung wieder auf eine Mitgliederzahl von 150 zu steigern. Hier wünscht er sich Ideen und Unterstützung aus allen Bereichen. Jeder Vorschlag sei willkommen um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen. Weitere Themen sind die offizielle Übergabe der Mehrzweckhalle, Planung einer Übungsfläche am Hilfeleistungszentrum, Ersatzbeschaffung für das Hilfeleistungstanklöschfahrzeug und Beschaffung eines Wechselladerfahrzeuges.
Auch standen wieder viele Ehrungen auf der Tagesordnung:
Von der Jugendfeuerwehr wurden Lara-Marie Blankenhagen und Siemen Balzer für die am meisten geleisteten Stunden mit den Wanderpokalen ausgezeichnet.
Mit dem Nds. Feuerwehr-Ehrenzeichen für 25-jährige aktive Dienste im Feuerlöschwesen wurden die Kameraden Hauptbrandmeister Thomas Weege, Oberlöschmeister Oliver Prigge, Hauptfeuerwehrmann Andre Theesfeld und Hauptfeuerwehrmann Manuel Zell ausgezeichnet.
Das Ehrenzeichen des Landesfeuerwehrverbandes für 40-jährige Mitgliedschaft erhielt der Kamerad Hauptfeuerwehrmann Gerhard Osterloh.
Dann gab es noch zwei weitere besondere Ehrungen die nur sehr selten vorkommen: Mit dem Nds. Feuerwehr-Ehrenzeichen für 50-jährige aktive Dienste im Feuerlöschwesen wurde der Kamerad Brandmeister Werner Stellmacher ausgezeichnet. Diese Auszeichnung wurde in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Norden zum ersten Mal verliehen. Das Ehrenzeichen des Landesfeuerwehrverbandes für 75-jährige Mitgliedschaft erhielt der Kamerad Hauptfeuerwehrmann Jan Heddinga.
Folgende Kameradinnen und Kameraden wurden außerdem befördert bzw. in eine Funktion eingesetzt:
Zum Oberfeuerwehrmann wurden befördert Marten Janssen, Marvin Peters und Christoph Bünting. Zur Hauptfeuerwehrfrau bzw. Hauptfeuerwehrmann wurden Wiebke Pieper, Tanja Neemann, Thilko Bents und Nils Grohn befördert. Zum Ersten Hauptfeuerwehrmann wurde Thorsten Schlachter befördert. Reinhold Gleissner wurde kommissarisch als stellvertretender Gruppenführer auf dem Löschgruppenfahrzeug 10-Umwelt und als stellvertretender Zugführer des 1. Zuges eingesetzt. Matthias Rieken wurde kommissarisch als Gruppenführer des Löschgruppenfahrzeuges 10-Umwelt eingesetzt. Zum Zugführer des 1. Zuges wurde kommissarisch Uwe Bents eingesetzt. Zum stellvertretenden Zugführer des 3. Zuges wurde Stefan Schröder kommissarisch eingesetzt. Als Gruppenführer des 4. Zuges wurde kommissarisch Frank Stigler eingesetzt.
Unter dem Tagesordnungspunkt Ansprachen der Gäste meldeten sich Bürgermeister Florian Eiben, Landrat Olaf Meinen, der stellvertretende Abschnittsbrandmeister Dietmar Helmers und der Leiter des Polizeikommissariates Norden Ingo Brickwedde zu Wort. Bei allen Gästen kam in deren Ansprachen u. a. das Thema Gewalt gegen Einsatzkräfte aufgrund der Ereignisse in der Sylvesternacht in Berlin zur Sprache. Olaf Meinen konnte aus persönlichen Erfahrungen in Berlin berichten. Ingo Brickwedde konnte aus dem Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariates Norden bislang von keinen Übergriffen auf Einsatzkräfte berichten jedoch seien die Respektlosigkeiten gegenüber Polizeibeamten zunehmend. Alle Redner waren sich mit Stadtbrandmeister Thomas Kettler einig dass das Strafmaß bei solchen Taten nicht hoch genug sein kann. Florian Eiben sprach u. a. noch das Thema Wohnungsbau an. Dies Thema hätte höchste Priorität in Verwaltung und Politik, gerade im Bezug auf die Nachwuchsgewinnung in der Feuerwehr. Die Jugendarbeit im Bereich der Norder Wehr gehe genau in die richtige Richtung, das zeige sich gerade darin dass ein großer Teil der heutigen Einsatzabteilung aus der Jugendfeuerwehr hervorging. Stadtbrandmeister Kettler konnte dies noch mit eine Zahl von etwa 80 % verdeutlichen. Dietmar Helmers überbrachte die Grüße des Kreisfeuerwehrverbandes Aurich. Er freue sich diesmal bei der Veranstaltung dabei zu sein und auch jedes Mal bei Einsätzen nach Norden zu kommen, hier könne man immer etwas an Einsatzerfahrung mitnehmen.
In seinem Schlusswort sprach Stadtbrandmeister Thomas Kettler das Thema Beschaffungen aus Bundes- und Landesmitteln im Rahmen des Katastrophenschutzes an. Seiner Ansicht nach kommen zu wenig Fahrzeuge und Gerätschaften nach Ostfriesland obwohl in Norden die Kriterien für die Zuteilung dieser Komponenten erfüllt würden. Was das aktuelle Thema Stromausfall im Rahmen der Energiekrise angehe konnte Kettler ein Lob an die Stadt Norden und den Landkreis Aurich aussprechen. Beide Kommunen seien gut aufgestellt und würden die notwendigen Schritte einleiten um zukünftig aus solche Situationen vorbereitet zu sein, die Freiwilligen Feuerwehren seien fester Bestandteil in deren Plänen. Zum Schluss bedankte sich Kettler bei Politik und Verwaltung für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, bei allen Organisationen wie THW, DRK, DLRG, DGzRS, Polizei und Rettungsdienst, allen Führungskräften der Norder Wehr und bei allen Kameradinnen und Kameraden sowie deren Familien ohne die das „Uhrwerk“ Feuerwehr nicht laufen würden.
Bilder: O. Prigge